Mit dem Tod von Caspar Einem verlässt uns eine Grande der österreichischen Politik und engagierter Intellektueller. Sein politisches Wirken, seine reflektierten Überzeugungen und sein humanistischer Einsatz werden unser Land jedoch noch lange prägen. Als Innen- und später als Wissenschafts- und Verkehrsminister diente er nicht nur in den Regierungen von Franz Vranitzky und Viktor Klima, sondern war auch langjähriger Nationalratsabgeordneter, Vorsitzender der SPÖ Alsergrund und Präsident des Bundes Sozialdemokratischer Akademiker*innen.
Als Verband der öffentlichen Wirtschaft und Gemeinwirtschaft Österreichs (VÖWG) erinnern wir uns an Caspar Einem aber vor allem als einen engagierten und aus tiefster Überzeugung involvierten Präsidenten des VÖWG, der das Wirken des Verbandes und seine strategische Ausrichtung maßgeblich mitgestaltet hat.
Nachhaltige Strategische Veränderungen und Konsolidierung der Mitgliederstruktur
„Das Bemühen von Caspar Einem um den Verband ist noch lange nach seiner aktiven Zeit als Präsident spürbar. Er hat einige wichtige strategische Veränderungen angestoßen, die bis heute nachwirken“, erinnert Heidrun Maier-de Kruijff, die seit 2010 die Geschäftsführung des VÖWG ausübt.
Zu den wichtigsten Weichenstellungen zählt insbesondere die verstärkte Ausrichtung auf die EU-Politik. Einems Verdienst in den Jahren seines Vorsitzes war es, den VÖWG an die Erfordernisse einer Interessenvertretung im politischen Mehrebenensystem der Europäischen Union heranzuführen sowie die Mitgliederbasis vor dem Hintergrund der damals deutlich offensiver werdenden Liberalisierungsbestrebungen der EU zu konsolidieren und zu verbreitern. Es gelang ihm, das Interesse der Akteure in den verschiedenen Bereichen der Daseinsvorsorge in Österreich für die direkten und indirekten Folgen der EU-Liberalisierungspolitik zu schaffen und diese für ein persönliches Engagement zu gewinnen. Neben seiner Funktion als Präsident des VÖWG hatte Caspar Einem von 2005 bis 2008 auch die Funktion des Präsidenten des Europäischen Zentralverbands der öffentlichen Wirtschaft (CEEP, heute SGI Europe) inne. In dieser Doppelfunktion konnte er nachdrücklich aufzeigen, dass mit gezieltem und fundiertem Lobbying die Meinungs- und Positionsfindung auf EU-Ebene für die Erbringer der Daseinsvorsorge zum Positiven beeinflusst werden kann.
Es ist auf das persönliche Betreiben von Caspar Einem zurückzuführen, dass unter Mitwirkung eines Juristen aus dem Magistrat der Stadt Wien die rechtliche Absicherung der Daseinsvorsorge in Österreich vor dem Hintergrund einschlägiger Regeln des Beihilfenrechts, im Rahmen einer Studie analysiert wurde, um die Mitglieder des VÖWG zu unterstützen. Als promovierter Jurist brachte sich Caspar Einem persönlich durch Ideen und Vorschläge bis zur Vollendung der Studie ein und suchte auch den regelmäßigen Austausch mit dem Verbandsteam.
Im Bewusstsein über die Relevanz des persönlichen Austauschs und fundierter Netzwerkarbeit engagierte sich der VÖWG unter der Präsidentschaft von Caspar Einem darüber hinaus im Europäischen Netzwerk gewählter Kommunalvertreter*innen, Politiker*innen und Manager*innen (NEELS). Dazu wurde eine Expertenkonferenz im Wiener Rathaus abgehalten um Themen rund um die Verantwortlichkeiten der Daseinsvorsorge und Dienstleistungen im allgemeinen Interesse zu Diskutieren sowie ein gemeinsames europäisches Vorgehen abzustimmen.
Ebenso während Einems Präsidentschaft trat der VÖWG als Vertreter mehrerer Krankenanstaltenbetreiber auch dem europäischen Sozialpartner HOSPEEM (European Hospital and Healthcare Employers’ Association) bei, um sich neben dem intersektoralen Sozialen Dialog auch aktiv am sektoralen Sozialen Dialog im Gesundheitssektor beteiligen zu können.
Umfassender Dialog mit Stakeholdern als Credo der Präsidentschaft
Casper Einem suchte stets den überparteilichen Dialog, um das gemeinwohlorientierte Handeln der öffentlichen Daseinsvorsorge zu stärken und stand in kontinuierlichem Austausch sowohl mit den Vertretungen der Arbeitgeber*innen als auch der Arbeitnehmer*innen auf nationaler und europäischer Ebene. „Er ist damit einem Credo des ganzheitlichen Dialogs gefolgt, der im Sinne einer starken Interessenarbeit für die öffentliche Daseinsvorsorge auch heute handlungsleitend für die Verbandsarbeit ist“, betont Heidrun Maier-de Kruijff.
„Der Mensch und Politiker Caspar Einem zeigte in allen Positionen die er verantwortungsbewusst ausführte, dass harte Kritik in der Sache und menschliche Verbundenheit nicht nur möglich sind, sondern die Grundlage von erfolgreicher Arbeit im Dienst der Öffentlichkeit bilden. Wir sind ihm zu tiefer Dankbarkeit verpflichtet, denn sein Weitblick ist das Fundament für die positive Entwicklung des VÖWG, gerade auf europäischer Ebene“, so Stadtrat Peter Hanke, der seit September 2021 als Präsident des VÖWG fungiert.